SWR Fahr mal hin – Wald der tausend Gesichter – Rund um den Bienwald

Der Bienwald in der Südpfalz zwischen der Südlichen Weinstraße und dem Lautertal – unter schier endlosem Grün verbirgt sich nicht nur ein ausgedehnter Nutzwald, sondern auch ein einzigartiges Naturschutzgebiet und eine bunte Welt voller Geschichten. Die idyllische Region lädt zum genauen Hinschauen ein – denn die wahre Schönheit des Bienwaldes, so Biotopbetreuer Matthias Kitt aus Minfeld, ist klein! Seit 27 Jahren schafft er die idealen Lebensräume für größeren und kleineren tierischen Bewohner des Waldes. Mit Erfolg. Eine Vielzahl von Libellen, Käfern, Wildbienen und Vögeln, mitunter auch seltene Arten, haben sich hier angesiedelt und erfüllen die Bäche, Tümpel, Flugsanddünen und Bäume mit Leben.

Der Bienwald ist aber auch Heimatort mystischer Holzgeschöpfe und Baumgesichter, die Anke Sommer auf ihren Streifzügen entdeckt und in Fotos und poetischen Bildern festhält. Die Künstlerin und Autorin aus Wörth am Rhein möchte mit ihren Werken „die Seele des Waldes“ zum Ausdruck bringen und den Menschen Lust auf eigene Erkundungstouren machen. 2015 veröffentlichte sie dazu den Bildband: „Baumgesichter im Bienwald“.

Doch auch rund um den Bienwald gibt es viel zu entdecken – und vor allem zu genießen! Die entschleunigte Lebensart und die Nähe zu Frankreich macht es Feinschmeckern leicht, sich hier wohlzufühlen und aus den Schätzen der Region neben Dampfnudeln und Saumagen auch andere Köstlichkeiten zu zaubern. So wie der Metzger Joachim Wenz aus Kandel, der sich auf Wildprodukte spezialisiert hat. Oder sein Bruder Andreas Wenz, der in seinem Hotelrestaurant „Zum Riesen“ raffinierte Speisen mit besonderem Twist kreiert und zu kleinen Tellerkunstwerken anrichtet.

Das Trio um Udo Zahneissen stellt in der Steinweilerer Seifenmanufaktur „Heimat zum Riechen, Fühlen und Pflegen“ her. In ihre duftenden Seifen und Wellness-Produkte wandern nur beste und hautverträgliche Zutaten, hin und wieder sogar heimische Erzeugnisse wie echter Frühlingshonig von den Büchelberger Streuobstwiesen,

Ebenfalls dem Genuss, aber auch einer anderen Südpfälzer Tradition hat sich Uwe Nauerth verschrieben. Der gebürtige Kandeler ist einer der letzten Tabakanbauer der Region. Die Arbeit auf dem Feld ist hart, die Pflanzen sind empfindlich und der Lohn ist gering. Doch wenn der Tabak blüht, „blüht“ für ihn „die Pfalz“. Und so geht der selbsternannte „Dinosaurier“ mit Liebe seinem Handwerk nach, das seine Erinnerung an vergangene Zeiten wachhält und für ihn Heimat bedeutet.

Um die Früchte dieser Arbeit zu schützen, geht Paul Musso regelmäßig in die Luft. Er ist einer von zwei Hagelfliegern in Rheinland-Pfalz, die Gegend rund um den Bienwald ist sein Revier. Sind Gewitter vorhergesagt, macht er seine Maschine, die vom Flugplatz Schweighofen startet, einsatzbereit und zieht seine Bahnen am Himmel. Seine Aufgabe ist es, Silberjodid-Aceton-Gemisch in der Aufwindzone zu verdampfen und damit die Gewitterwolken zu „impfen“, um die Hagelkorngröße zu verringern. Dass er die Bauern und Landwirte oft persönlich kennt, motiviert ihn bei seiner Arbeit. Aber natürlich genießt er bei jedem Flug auch die fantastischen Ausblicke über dem Bienwald. Immer wieder entdeckt er dabei Neues.

Eine Reise in den Bienwald ist so vielschichtig und spannend, wie die Menschen die rund um ihn leben. Menschen, die das Besondere im Kleinen sehen, die das Schützenswerte ihrer Heimat bewahren und Schönes aus ihren Schätzen erschaffen. Es lohnt sich, die vielen Gesichter des Bienwaldes zu entdecken!