Fledermaus-Biotop Insheim – es geht weiter …

Projektvorstellung und Bitte um Mitarbeit

Die größte Maßnahmen: Das große Winterquartier

Fledermäuse im Winterschlaf stellen vor allen Dingen drei Forderungen an die Schlafumgebung:

  • Feuchtes, meist kühles, aber frostfreies  Klima (0 – 12°C); das erreichen wir durch eine passende Bewetterung
  • Sicherheit vor Prädatoren; das Quartier wird gegen den Zugang von Beutegreifern gesichert

Und vor allem Ruhe; das wird zum Teil durch die Lage im Parcours der Palatina Bogenschützen erreicht, außerdem ist das Quartier durch ein verschlossenes Gittertor gegen unberechtigten Zugang gesichert.

Zielzonengang mit Zielscheibengestellen
Abb. 1: Zielzonengang mit Zielscheibengestellen (mittlerweile entfernt); Porotonbett nach G. + W. Schulz
(Quelle: [1], S. 141)

Der Zielzonengang (Zzg) – 129 m lang, Querschnitt ca. 2 x 2 m – hat in mehreren Abschnitten ca. 0,8 m breite Öffnungen in der Decke. In diese werden Schlafnischen für die Fledermäuse eingebaut. Die Nischen werden als sogenannten Porotonbetten ausgeführt. Gisela und Walter Schulz aus Dahlenburg haben dieses Verfahren seit 1988 beim Aus- bzw. Neubau von 22 Winterquartieren in Niedersachsen entwickelt und zum Erfolg geführt. Bei Winterkontrollen 2010/2011 in 21 dieser Quartiere wurden mindestens 1900 Individuen aus 9 Arten festgestellt (s. [1], S.125).

Porotonbetten bestehen aus Ziegelsteinen der Firma Wienerberger. Eine Seite wird mit Porenbetonplatten  verschlossen. Dadurch entstehen die Nischen. Fledermäuse bevorzugen Nischen mit einer Tiefe von 24 cm. Dieses Verhalten ist dem Sicherheitsbedürfnis der Tier geschuldet. Die verwendeten Ziegelsteine haben eine Höhe von 24,9 cm und erfüllen somit ein wesentliches Kriterium. Was die Nischengröße anlangt, konnten auch Vorlieben der verschiedenen Fledermausarten festgestellt werden (s. Tab 1).

Tab. 1: Zusammenhang Nischenmaß zu Besatz
nach Schulz [1], S. 142

Diese Konstruktion wird mit Sand und Mutterboden überdeckt. Die Erdfeuchte überträgt sich in die Schlafnischen und liefert so die nötige Feuchtigkeit. Trockene Schlafnischen für Braune Langohren (Plecotus auritus) und Breitflügelfledermäuse (Eptesicus serotinus) werden innerhalb des Zielzonenganges auch realisiert.

Zur besseren Feuchteregulierung und Schalldämpfung wird der Boden im Inneren mit einer 10 cm dicken Sandschicht bedeckt. Es wird auch eine Temperaturregulierung und Durchwetterung mit Hilfe von verstellbaren Belüftungsrohren realisiert.

Um im Quartier verschiedene Klimazonen zu schaffen, werden auf einer Gangseite „Störwände“ versetzt eingebaut. Diese werden mit horizontalen Nischen versehen (für Langohren- und Breitflügelfledermäuse). Wir erzeugen die notwendigen Nischengrößen durch Anpassen der Öffnungen der Typs T8-36,5-MW und S10-36,5-MW mithilfe von Porenbetonplatten. So erzeugen wir ca. 7500 Nischen im Winterquartier.


Der geneigte Leser wird sich natürlich die Frage stellen, ob denn dieser Aufwand gerechtfertigt ist. Die Erfahrungen der Fledermausschützer zeigen, dass die Anzahl der Nischen und die Vielfalt des Angebotes die Besatzwahrscheinlichkeit spürbar erhöhen. Familie Schulz berichtet, dass in vorher bestehenden Winterquartieren die Fledermäuse von den vorherigen Nischen in die neuen Porotonbetten nach deren Einbau gewechselt sind (s. [1], S.141).

Abb. 2: Fledermausquartiersteine der Firma Betonwerk Erich Winkler
(Foto: Fa. Winkler)

Neben den Porotonbetten werden wir auch Fledermaussteine der Firma Winkler aus Bad Schmiedeberg einbauen. Diese sind aus Blähton gefertigt. Im Gegensatz dazu bestehen die Porotonbetten aus Ziegelsteinen und Porenbetonplatten (ugs. YTONG-Steine).

Die Familie Schulz hat in ihren Untersuchungen ein geringe Akzeptanz der Blähton-Steine bei den überwinternden Fledermäusen festgestellt ([1], S. 141).

Jürgen Berg aus Kemberg und Gerhard Maetz aus Luckenwalde haben bei ihren Untersuchungen genau das Gegenteil festgestellt ([2], S. 9).

Es wird spannend sein, zu beobachten, wie die „Pfälzer“ Fledermäuse sich dazu verhalten.

Warum dieser Aufwand?

Der Aufwand für diese NVS-Projekt ist sowohl finanziell (über 70.000 €) als auch körperlich (mehrere Tausend Arbeitsstunden) sehr hoch. Im Folgenden sind die wesentlichen Argumente dafür aufgelistet.

  • Der Stördruck auf die natürlichen Quartiere stellt einen existenziell bedrohlichen Eingriff für Fledermäuse im Winterschlaf dar. Der Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz stellt bei den natürlichen Quartieren im Pfälzer Wald eine stete Zunahme der Störungen durch Aufbruch und unzulässige Begehungen fest. Dieser Trend ist auch bundesweit feststellbar. Die Störungen sind deswegen so verheerend, weil die Tiere dadurch oft aufwachen. Die dazu nötige Energie fehlt dann am Ende des Winters und sie verhungern.
    Das Winterquartier in Insheim wird dieses Schicksal nicht teilen, da es für diese Unholde nicht interessant ist. Außerdem ist durch die anwesenden Bogenschützenvereine ein gewisser „Schutz“ gewährleistet.
  • „Wohnungsnot“ herrscht nicht nur in Winterquartieren. Deswegen werden auf dem Gelände Vogelnistkästen, Fledermauskästen und Fledermausbretter (s. Abb. 3) aufgehängt. Sie dienen als Sommerquartier, Wochenstube und für manche Arten auch als Winterquartier.
  • Auf dem Gelände sind zwei Bogensportvereine ansässig. Ein weiteres Ziel dieses Projektes ist es, die Vereinbarkeit von Sport und Naturschutz zu zeigen. Eine wesentliche Grundlage für den Naturschutz ist das Verständnis und die Akzeptanz dafür durch unsere Mitbürger*innen.
  • Nicht zuletzt erhöht ein solches Projekt die Reputation und Anerkennung des Naturschutzverbandes Südpfalz. Die Erfahrungen, die wir hier machen, können an anderer Stelle sehr nützlich werden.
Abb. 3: Fledermausbrett an einem Kugelfang im Fledermausbiotop Insheim

Ausblick

Der Bau des Winterquartieres ist mit ehrenamtlichen Mittel nicht zu stemmen. Er wird an einen Unternehmer vergeben. Dazu muss der NVS drei Angebote einholen und an die SGD Süd einreichen. Diese entscheidet, welcher Bauunternehmer den Zuschlag bekommt.
Wir bringen eine Eigenleistung von 23 % (finanziell abgebildet) in den Bau des Winterquartieres ein.

Da die Baupreise seit der Kalkulation immens gestiegen sind, haben wir eine Prüfung der Übernahme der Mehrkosten beantragt.

Am 05.06.23 wurden die Steine geliefert; jetzt kanns losgehen.

Abb. 4: Mit diesen Steinen bauen wir das Winterquartier für die Fledermäuse

Wir brauchen dann viele helfende Hände für folgende Arbeiten:

  • Nischen durch Einkleben von Porenbetonplatten verkleinern
  • Sand im Zzg verteilen
  • Den Bauunternehmer beim Verlegen der Porenbetonbetten unterstützen
  • Fledermaus- und Vogelnistkästen aufhängen
  • Störwände und Trockenbetten im Zzg einbauen
  • Kästen aufhängen

Wer Lust verspürt, bei diesem interessanten und ungewöhnlichen Projekt mitzuhelfen, dann bitte beim Autor melden.

Ich bedanke mich im Voraus bei all denen, die sich bei mir melden, um zu helfen.

Schreiben Sie mir eine Mail, Adresse s. u.

Wolfram Blug   Umschlag grau  
Mobil: 0173 15 22 57 9

Literatur

[1] SCHULZ, G. & SCHULZ, W. Nyctalus Bd. 17, Heft 1-2 2012

[2] BERG, J. & MAETZ, G. Nyctalus Bd. 18, Heft 1 2013