Wiederbelebung einer artenreichen Kultur- und Naturlandschaft im Billigheimer Bruch

Das Wiederbelebungsprojekt Billigheimer Bruch – ein großer Beitrag der Gemeinde Billigheim-Ingenheim zur Aufwertung des eigenen Naturhaushalts und ein Höhepunkt für den Naturschutz in der Region

Die Gemeinde Billigheim-Ingenheim ist Eigentümerin eines 54 ha großen Feuchtgebiets an Erlenbach und Flutgraben – genannt Billigheimer Bruch – bestehend aus mehreren, überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flurstücken sowie den im Gebiet ausgewiesenen Gräben und Wegen. Der gemeindeeigene Grundbesitz liegt an der südöstlichen Gemarkungsgrenze in der Nähe von Winden und Hergersweiler. Angesichts der Größe der zusammenhängenden Fläche und des unschätzbaren Vorteils des öffentlichen Besitzes gilt die Situation zur Realisierung eines bedeutenden Naturschutzprojektes als einmalig in der Südpfalz.

Die Gemeinde hat hier zum Wohl ihrer Bürger und der Zukunft ihrer Lebensqualität in diesem Gesamtgebiet in Gemeindeeigentum die Absicht, den ökologischen Wert zu erhalten und zu steigern, der sich im Zustand und der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und in den Leistungen für Klima, Wasserhaushalt und Umwelt abbildet. Hier ging die Gemeinde nun den Schritt, das gesamte zusammenhängende Gelände an die NVS NaturStiftung Südpfalz, die Stiftung des 1.700 Mitglieder starken Naturschutzverbands Südpfalz, auf die Dauer von 30 Jahren zur nachhaltigen Aufwertung und Pflege zu verpachten. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde am Rande des Bruchs wurde am 17.10.2020 offiziell der Pachtvertrag mit der Stiftung unterzeichnet.

Die Realisierbarkeit hat eine feste Basis in dem erklärten Willen der Ortsgemeinde als Besitzerin der Gesamtfläche, durch langfristige Verpachtung an die NVS NaturStiftung Südpfalz auch eine langfristige Aufwertung zu erreichen. Mit der Partnerschaft aus Ortsgemeinde und Naturschutzorganisation entsteht eine weitere Garantie für erfolgreiche Umsetzung. Die Gemeinde mit ihrem Ortsbürgermeister Dietmar Pfister als treibende Kraft wird sich mit diesem Projekt, das öffentlichkeitswirksam begleitet werden soll, in die vorderste Reihe der naturschutzaktiven Kommunen der Region stellen.

Die zusammenhängenden Flächen waren von alters her Teil der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft der Südpfalz und wurden nach den lokalen Bodenverhältnissen und der jeweiligen Grundwassernähe in Form von Äckern, Mähwiesen zur Heu- beziehungsweise Streugewinnung oder als Weideland vorgehalten.

Das Bruch lässt sich auf einen eiszeitlichen See zurückführen, der in ein Torfmoor überging. Seit 1786 wurde Torf abgebaut. Die Sumpfwiesen bildeten ein Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt.

Trotz massiver Eingriffe in den Wasserhaushalt des ehemaligen Torfmoors vor 85 Jahren durch den Reichsarbeitsdient bewahrte sich das Gebiet überwiegend seinen reizvollen Landschaftscharakter und seine Bedeutung für die Vogelwelt der Feuchtgebiete. Seltene Vogelarten wie die Wasserralle, die Rohrweihe und die Rohrammer finden hier noch eine Heimat.

Eine Besonderheit stellen die Flächenanteile mit geringem Flurabstand zum oberflächennahen Grundwasser dar, sodass dort in Senken sogar ganzjährig offene Wasserflächen entstehen. Durch die Ausbreitung von Schilf und Binsen steigerte sich in diesen Bereichen der Wert mit seinen, meist temporären, aquatischen Lebensräumen für Tierarten der Feuchtgebiete.

Somit muss das Gesamtgebiet als Mosaik von Lebensräumen mit Schilfflächen, verbuschenden Anteilen, Mähwiesen, artenreichem Grünland und Ackerland angesehen werden, die sich gegenseitig – besonders in den Übergängen – ergänzen.

Der Wasserhaushalt der Feuchtgebiete, das Mahdregime, Entbuschung und Verhinderung neuerlicher Verbuschung und Bewaldung, die fortschreitend eigenständige Renaturierung des Flutgrabens und die Beiträge des Ackerbaus für die Kulturfolger unter den Tierarten des Offenlands spielen in den Aufwertungsplänen entscheidende Rollen.

Die NVS NaturStiftung Südpfalz als Pächterin übernimmt die Gesamtverantwortung für Planung, Umsetzung, Gestaltung, Biotopmanagement, Kontrolle und Auswertung.

Die Pächterin wird als Unterpächter landwirtschaftliche Betriebe hinzuziehen, die, die Zweckbestimmungen der Bewirtschaftung mit ökologischem Vorrang verfolgen. Durch staatliche Förderprogramme sollen den landwirtschaftlichen Betrieben keine finanziellen Nachteile im Vergleich zum konventionellen Ackerbau entstehen.

Nur ein Biotopmanagement in einer Hand und die Verfügung über die Gesamtfläche durch einen einzigen Pächter garantieren einen Wiederaufbau des alten Ökosystems mit seinem störungsanfälligen Beziehungsgeflecht. Nur dann kann die Verbuschung konsequent über lange Zeit beherrscht werden.

Die Stiftung unterstützt die notwendige Erhaltung störungsfreier Zonen mit einem Besucherlenkungskonzept und entspricht dem wichtigen Interesse der Gemeinde an Wirkung in der Öffentlichkeit mit einem Informationspunkt für Besucher.

Die Besucher sollen Wissenwertes über die Zusammenhänge in der Natur und der Landschaft sowie über die Geschichte des Billigheimer Bruchs erfahren.

Gemeinde und Stiftung werden sich bei der Verwirklichung ihrer Ziele gegenseitig mit Informationen und Schritten unterstützen, um ein Optimum für die Natur der heimischen Gemarkung und der Region zu erreichen und ein eindrucksvolles und nachahmenswertes Beispiel des kommunalen und ehrenamtlichen Engagements in der Südpfalz zu liefern.